Autoritäre Führer und Parteien wie Trump oder Erdogan verunglimpfen die Presse ihres Landes nicht vor allem, um von eigenen Skandalen und von Selbstbereicherung abzulenken, wie es manchmal heißt. Gleichschaltung der öffentlichen Medien und Meinung gehört zum System autoritärer Herrschaft und wird durch Verunglimpfung der Medien vorbereitet. Die freie Presse als „Lügner“ hinzustellen, das betreiben auch autoritäre Parteien wie die AfD. Wie es dann weiter geht, wenn es solchen Parteien gelingt, an die Macht zu kommen, kann man in der Türkei und auch in Ungarn gut beobachten. In der Türkei gibt es mithilfe der Inhaftierung von Journalisten, die als „Terroristen“ bezeichnet werden kaum noch unabhängige Medien. In Ungarn ist die Medienlandschaft auch schon erheblich eingeschränkt. Hier behilft sich Orban mit Aufkaufenlassen kritischer Medien. Trump will von der Verunglimpfung ihm nicht genehmer Medien einen nächsten Schritt gehen: er plant, dass bei jeder Nachricht die Informanten offengelegt werden müssen. Das würde ein Ende der Möglichkeit des Whistleblowing einläuten. Journalisten hätten keine Möglichkeit der verantwortungsvollen Verschwiegenheit mehr, sie können Informanten nicht schützen – außer durch den Verzicht auf Publikation.
Also geht es darum, die Freiheit der Presse zu verteidigen. Und es muss der Wert eines freien, professionellen und qualitätsvollen Journalismus dargestellt werden.
Durch das Internet hat sich die überaus positive Möglichkeit entwickelt, dass jede und jeder schreiben kann und eine gewisse Chance hat, auch gelesen zu werden. Nehmen wir meinen Blog hier. Blog heißt Tagebuch, wo man seine Erlebnisse, Gedanken, sonst was niederschreibt. Aber das heißt noch nicht, dass es Qualität hat. Es gibt nicht den Maßstab, an dem sich professioneller Journalismus messen lassen muss: gründliche Recherche, Gebot der Wahrhaftigkeit, Fairness, und sicher noch einiges mehr einschließlich gutem Schreiben. Nicht umsonst ist das ein Beruf, den man erlernt wie andere Berufe auch. Und genauso wie es in anderen Berufen sehr bereichernd sein kann, wenn sich auch Ungelernte betätigen mit einem unbefangenen Blick, so hat es negative Auswirkungen, wenn sie als gleich kundig gelten und es letztlich egal ist. Ein Katalog darüber, was freie, gute und professionelle Presse bedeutet wäre jetzt gut. Und damit meine ich natürlich Medien im Netz ebenso sehr wie gedruckte. Das Netz ist nicht das Unterscheidungskriterium.
Was mich zu der Sache der Bezahlung bringt. Professioneller Journalismus sollte bezahlt werden, im Netz wie außerhalb. Weil dies eine Arbeit ist, die zum Lebensunterhalt betragen sollte und nicht ein Nebenbei. Sonst gerät die Professionalität unter Druck. Die Kostenlosigkeit im Netz ist in weiten Teilen ja sowieso nur Schein, weil die Kosten durch Werbung reingeholt werden. Werbung macht Journalismus von fremden Auftraggebern abhängig. Bezahlter und unbezahlter Journalismus könnten ein Verhältnis zueinander entwickeln wie professionelle Arbeit und Freiwilligenarbeit. Werbung sollte aus Freiheitsgründen und aus ethischen Gründen eher raus aus diesem Feld.
Neuerdings gibt es zwei sehr gute Sachen in diese Richtung: das eine ist piqd: eine Plattform, auf der professionelle Journalistinnen und Journalisten, aber auch bekannte Bloggerinnen und Blogger interessante und gute Artikel aus allen möglichen Medien auswählen. Sehr empfehlenswert! Das andere ist blendle: Mithilfe von blendle kann man im Netz alle Artikel, die einen aus professionellen Medien interessieren lesen, ohne ein Abo bezahlen zu müssen. Man bezahlt über blendle eine kleine Gebühr für das, was man liest. Und nimmt so teil an Qualitätssicherung.